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geralt / Pixabay
Mobbing geht uns alle an
War es vor 20 Jahren noch gar nicht wirklich präsent und wurde als Zickenkrieg, Machtkampf oder einfach Konkurrenzkampf verharmlost oder totgeschwiegen, ist es heutzutage überall präsent. Es wird dazu geschrieben, es gibt spezielle Coachings, Ratgeber und weiß der Teufel noch was zu diesem Thema und dennoch: Es ist niemals genug. Jeder kennt zumindest eine Person, die persönlich davon betroffen ist oder war. Und mindestens eine, die andere gemobbt hat.
Mobbing-Opfer sind nicht selbst schuld
Wer meint, sich aufgrund seiner beständigen guten Leistung oder seiner Zugehörigkeit zur Gründerfamilie eines Unternehmens vor Mobbing in Sicherheit wiegen zu können, täuscht sich oft gewaltig. Das böse Erwachen kommt spätestens dann, wenn gerade wegen dieser Eigenschaften von Kollegen, Vorgesetzten oder auch eigentlich völlig unbeteiligten Kunden böse Gerüchte gestreut werden.
Besonders tüchtig, besonders jung, hochmotiviert und frisch von der Uni? Besonders „plötzlich“ vom Chef zur Verstärkung eingestellt? Besonders freundlich, schüchtern oder still? Eigentlich egal, denn es ist die Tatsache, dass man schlicht anders als der Großteil der übrigen ist, um zum möglichen Mobbing-Ziel zu werden. Mit einer mehr oder weniger merkwürdigen Ausnahme: Kollegen oder Kolleginnen, die auffallend unfreundlich, ungeschickt, unwillig oder unfähig sind. Mag sein, dass diese unbeliebt sind, mag auch sein, dass Vorgesetzte die Augen verdrehen, Kollegen sich weigern, mit diesen Mitarbeitern Projekte abzuarbeiten oder alle erleichtert aufatmen, wenn besagte Person den Raum verlässt – aber gemobbt werden sie nicht. Oftmals deswegen, weil sie selbst die Mobber sind oder vielleicht auch, weil man sich vor der Rache, dem Gegenangriff fürchtet. Und nicht einmal bei einer bevorstehenden Kündigungswelle sind sie unbedingt die ersten auf der Liste – ob hier wohl die Angst vor schlechter Nachrede für den Arbeitgeber eine Rolle spielt?
Kein Opfer werden – geht das überhaupt?
Einen gewissen Schutz bieten gesundes Selbstvertrauen und kühle Distanz zu möglichen Grüppchen. Wer Energien für seine eigene Entwicklung selbst nutzt, und bei sich bleibt, anstatt voll unterschwelliger Wut und Frust zurückzuschlagen und damit den Konflikt nur zu verstärken, fährt besser. Auch die Taktik, Konflikte möglichst zeitnah, direkt und unverblümt zur Sprache zu bringen, nimmt Intriganten den Wind teilweise aus den Segeln. Immer vorausgesetzt, die Betroffenen nehmen den schwelenden Konflikt auch rechtzeitig als solchen wahr.
All dies hilft aber nur bedingt, denn häufig sind künftige Mobbing-Opfer ganz unschuldig in die Erledigung ihrer Aufgaben versunken, benehmen sich korrekt und höflich, versuchen Probleme und Fragen selbst zu lösen, ohne Zweite oder Dritte mit einzubeziehen – und genau das reizt diese dann: „Wer glaubt die/der, wer er/sie ist? Hält sich wohl für was Besseres?“ Gerade innerlich sehr unabhängige Menschen provozieren auf diese Weise ganz ungewollt einzelne „Gegner“ oder Gruppen. Genauso der Versuch, alles richtig zu machen, und allen entgegen kommen zu wollen: je mehr man sich bemüht, desto mehr ist man dem Rest der Welt ein Dorn im Auge.
Die gute Nachricht in dem Fall gibt es nicht. Denn jeder kann Opfer werden, zumal die Trennlinie zwischen Tätern und Opfern nicht sauber zu ziehen ist. Wer kennt nicht das Bild der Radfahrer-Mentalität „nach oben buckeln, nach unten treten“? Und so sind oft jene die Täter, die von anderer Seite, oft von höherer Ebene selbst unter Druck gesetzt sind und sich nicht zu helfen wissen außer mit dem Versuch, den Druck weiter zu geben – an Kollegen, an Untergebene, an Auftragnehmer oder auch in der Freizeit. Mobbing ist nun einmal ubiquitär und beschränkt sich nicht nur auf den Job.
Aber warum überhaupt mobben wir? Das ist das Thema für Teil zwei – coming soon!
Der Beitrag Fressen und Gefressen werden – Mobbing-Serie Teil 1 erschien zuerst auf Café~Eloquent.