Narzissa, Narzissa…
du spiegelst dich, du wandelst dich, du drehst dein Geistlein nur um dich,
du siehst nur dich, du kennst nur dich, was andere meinen, interessiert dich nicht.
Recht künstlerisch, recht künstlerisch, kreierst du dich,
du baust dich auf, du fällst sehr auf,
doch groß Talent, das hast du nicht.
Du redest mit, du redest rum,
bezeichnest andre schnell als dumm,
du mischt dich ein, fühlst dich nie klein
und auch dein Herz empfindest du als rein.
Komm änder dich, verende nicht als biestig alt Matrone,
schau in des Spiegels Glas, dir fehlt doch glatt die Krone.
Du schaust nie kritisch auf dein Handeln,
siehst immer nur die andern schandeln,
du fühlst dich grundsätzlich im Recht,
wer dir nicht glaubt, der hat halt Pech.
Narzissa, Narzissa…
du spiegelst dich, du wandelst dich, du drehst dein Geistlein nur um dich,
du siehst nur dich, du kennst nur dich, was andre meinen, interessiert dich nicht.
Die Sonne scheint nicht nur für dich.
Wachst du nicht auf, entkommst dem Schatten nicht.
Zum Wachsen sind geschaffen wir,
zum Geben, Lernen, Jetzt und Hier.
Hör endlich auf, dich selbst zu spiegeln,
dein Tun als heroisch zu besiegeln,
jedes Wort von dir als heilig anzusehen,
Tatsachen zu deinen Gunsten zu verdrehen.
Was soll die Welt mit Eigenlob und Eitelkeit,
wie wärs mit Demut und Bescheidenheit?
Mit andren vergleichen schadet nicht,
manch einem erscheint so gar ein Licht.
Die Beste, Tollste bist nicht du,
schaust du dich um, siehst du im Nu,
gibt viele, die es besser können,
und anderen den Erfolg auch gönnen.
Wann willst die Wahrheit du mal sehen,
lass die Erkenntnis dich umwehen,
dass größer ist, wer sich nicht selber lobt,
bei jedweder Kritik gleich schreit und tobt.
Zur Königin krönen kann man sich selber nicht,
vielleicht fängst mal damit an und schreibst ein besseres Gedicht.
J. Florence Pompe
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